24. November 2012

Vom Aralsee zur Aralsteppe (Kurz-Bericht)

Ein Usbekisches Sprichwort lautet: „Wo das Wasser endet - endet die Erde". Notwendig für das Erlangen dieser Weisheit war lediglich, den einst 4. größten See dieses Planeten auszutrocknen. Vielleicht hätte man sich zunächst lieber die Frage gestellt, welche Konsequenzen es hat, wenn man einem Kreislauf der Natur einfach mal den Hahn zudreht.

Naturraumanalyse

 
Der Aralsee war der viertgrößte Binnensee der Erde. Er befindet sich auf der Nordhalbkugel in Mittelasien. Sein nördlicher Teil gehört zu Kasachstan und der südliche Teil zu Usbekistan. Seine Seefläche von 21.058 km² (Stand 2010) liegt im Tiefland von Turan und wird umgeben von Wüsten. Im Westen grenzt das "wüstenhafte Ust-Urt-Plateau"  an, südlich befindet sich die Sandwüste Karakum, östlich schließt sich die Sandwüste Kysylkum an und nördlich die Baruski-Wüsten. Der Boden am Aralsee ist sehr salzig (Stand 2010 ~70 g/l) , um ihn befinden sich überwiegend graue Wüstenböden , Takyrs , Solontschaks und Sandböden. Die Region des Aralsees liegt in der gemäßigten Zone mit "sommerheißen Kontinentalklima". Nach dem Klimadiagramm beträgt die Jahresmitteltemp. 7°C, dabei liegt das Maximum bei ~25°C (Juni-August) und das Minimum bei ~ -13°C (Januar-Februar). Der Jahresniederschlag beträgt 134 mm, wobei in keinem Monat mehr als 20mm Niederschlag fallen. Die Niederschlagsverteilung ist ganzjährig und ungleichmäßig. Die Verdunstungsmengen übersteigen dabei die Niederschlagsmengen entscheidend. Sträucher, Büsche, Kräuter und Gräser bilden die natürliche Vegetation. Früher lebten an den Wüstenrändern Antilopen, Gazellen, Karakul-Schafe, Wildesel und wilde Kamele. Wildformen von Hafer und Weizen sollen entlang der Flüsse wachsen und wilde Obstbaumarten in den Bergländern. Auch hier gab es früher Hirsche, Wildkatzen und Gazellen. Zur Tugai-Vegetation gehören Ölweiden, Tamarisken, Pappeln und Schilf. Sie gedeihen in den Deltas und Auen, wo viele Vögel, Tiger und Wildschweine lebten. Im See befanden sich einmal viele verschiedene Fischarten. Der Aralsee ist ein "abflussloser Raum" und somit ein Endsee. Sein Wasser stammt aus 2 Zuflüssen. Zum einen den Amu-Darja mit einer Länge von 2.500 km. Er entspringt aus dem Gebirge Pamir, fließt entlang der Grenze zwischen Afghanistan und Tadschikistan weiter über Turkmenistan und Usbekistan in den Aralsee. Zum anderen den Syr-Darja mit einer Länge von 3.019 km. Er stammt aus dem Tian Shan, durchfließt Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan und mündet in Kasachstan in den Aralsee.


zeitliche Entwicklung des Aralsees


Im Diagramm ist deutlich die Abnahme von Fläche, Volumen und Wasserspiegelhöhe des Aralsees zu erkennen. Dabei verliert der See in 50 Jahren (1960-2010) ~ ⅔ seiner Fläche und ~ ¾ seines Volumens. Der Wasserspeigel sinkt um ~ ⅓.
Die Salzkonzentration steigt erheblich an, von 1960 bis 2010 auf das 7fache. Der See hat teilweise nur eine geringe Höhe (mittlere Tiefe 16 m), wodurch schon geringe Schwankungen der beiden Zuflüsse zu erheblichen Veränderungen führen können. Gründe für die Wasserabnahme des Sees sind folgende: Baumwolle wurde als kostbarer Rohstoff entdeckt, wodurch Neuland gewonnen werden sollte und u.a. bewässert werden musste (1990 7,9 Mio. Hektar). Dafür wurden die 2 Zuflüsse abgezweigt und Kanäle verlegt. Eine weitere Rohstoffquelle war der Fischbestand im Aralsee, in den 1960er Jahren wurden ca. 44.000 t Fisch gefangen. Durch die geringer werdende Frischwasserzufuhr und die Verdunstung (durch die heißen Sommer) schrumpft der Aralsee und somit steigt die Salzkonzentration. Die Fläche, das Volumen und die Meeresspiegelhöhe sind voneinander abhängig, dies ist im Diagramm dadurch deutlich, dass in der Zeit von 1993 – 1995 alle 3 Kurven konstante Werte aufweisen.

zukünftige Entwicklungs-

und Lebenschancen für die Aralsee-Region


Wenn weitere Maßnahmen zum Natur- und Umweltschutz verwirklicht werden, kann der nördliche Teil des Aralsees überleben. 1997 wurde ein Deich zwischen dem nördl. und südl. Teil errichtet. Damit sollte ein weiteres Eindringen von Salzwasser verhindert werden. In der nachfolgenden Zeit stieg der Wasserspiegel des nördl. Teils und gleichzeitig sank der Salzgehalt. Der Damm wurde 2005 neu fertiggestellt, da er dem Wasserdruck nicht mehr standhielt und einbrach. 2007 konnte im nördl. Teil 2.000 t Fisch gefangen werden, 3 Jahre zuvor waren es nur 52 t. Um einen größeren Zufluss zu erreichen, sollen die Bewässerungsanlagen des Syr-Darja überprüft und modernisiert werden. Durch diese Änderung in der Wirtschaftsstruktur wird sich die Armut verringern und somit die Lebensverhältnisse verbessern.
Desweiteren wird in der Aralseeregion der trockene, versalzte Seeboden wieder bepflanzt. Für den südl. Teil des Sees wird eine Rettung vergebens sein. Er hat einen hohen Salzgehalt, der durch die Abnahme des Wassers weiter steigt, beinhaltet eine hohe Konzentration von Chemikalien und ist somit biologisch tot. Die Pflanzenarten werden weiter verschwinden und Tiere ausstreben oder umsiedeln. Die Menschen in dieser Region werden weiter verarmen, sterben oder wandern aus. Dies könnte dazu führen, dass Menschenmassen den nördl. Teil überschwemmen. Wenn der südl. Teil des Sees ausgetrocknet ist, kann es zu Militäreinsatz kommen. Die usbekische Regierung sieht den Damm als Todesurteil für den südl. Teil, denn durch ihn wurde der Norden gerettet. Dadurch kann es zu Spannungen in den Gebieten kommen.


Ursachen - Folgen - Schema


Ursachen:


 ·         Abzweigung der Zuflüsse für die Bewässerung von Acker
   Kanalbau
·         russ. Herrschaft und Sowjetunion → Nutzung der Rohstoffe
   Ausweitung des Fischfangs
  Neulandgewinnung für Baumwollanbau
·         Verschmutzung durch Landwirtschaft und Industrie
  Pestizid-, Herbizid- und Düngemitteleinsatz
·         Verdunstung durch heiße Sommer




Folgen: 


·         Abnahme der Frischwasserzufuhr und Austrocknung des Sees
    Aussterben der Urwälder an Mündungsgebieten
    Sterben / Vertreiben von Tierarten
·         hoher Salzgehalt im Sees
    Fischsterben
    in Verbindung mit hohem Chemikaliengehalt → biologisch toter See
(südliche Teil)
·         Versalzung des Bodens
    Ernteeinbußen
    Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Düngemitteln
    Verseuchung der Kanäle und des Grundwassers
    Vergiftung des Trinkwassers
·         Verschwinden der „Dunstglocke“
    keine Verminderung der Winde
    Entstehung von salzigen Staubstürmen, heißeren Sommern und kälteren Wintern



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Freigabe, Ausarbeitung und Unterstützung durch Sandy M.



Dokumentationen zum Thema Aralsee


(Der Aralsee - Arte Doku) Veröffentlicht am 20.01.2011 von  
(Wasser wird Wüste WDR) Veröffentlicht am 12.08.2012 von


Quellen:

  • www.fbgeo-sedelky.de/VivAralsee.ppt
  • http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=naturraumanalyse%20aralsee&source=web&cd=1&ved=0CEcQFjAA&url=http%3A%2F%2Fgeo.bildungszentrum-markdorf.de%2Ffortbildung%2Fpages%2FQUELLTEXTE%2FAralsee_Stud_Schmidt.doc&ei=yC01UPGyGoqSsw
  • http://www.stuttgarter-zeitung.de/media.media.673bf5c5-ef06-490a-ab81-0fe459f0d339.normalized.jpeg (Foto: NASA)bqhYGoCA&usg=AFQjCNHI0wlR1D_YMmDAegMW7LPE73ZztQ&cad=rja
    •  http://www.ivwl.uni-kassel.de/henrich/Olga%20Grigorjew%20-%20Aralsee.pdf 
    •  http://www2.klett.de/sixcms/list.php?page=infothek_artikel&extra=Haack%20Weltatlas-Online& amp;artikel_id=97568&inhalt=klett71prod_1.c.164538.de 
    • http://www.climate-service-center.de/imperia/md/content/csc/warnsignalklima/Warnsignal_Klima_Wasser_Kap2_2.11_Breckle.pdf 
    •  http://www.geo.tu-freiberg.de/hydro/aral/aral_de/index.htm
    •  http://de.wikipedia.org/wiki/Aralsee
    •  http://aralsee.org/aralsee.htm
    •  http://aralsee.org/aralsee1.htm 
    •  http://aralsee.org/aralsee2.htm
    •  http://aralsee.org/aralsee3.htm 
    •  http://aralsee.org/aralsee4.htm 
    •  http://www.geolinde.musin.de/raummenschnatur/aralsee/aral_sea_1989_2003.jpg
    •  https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgDzKbZSPxwlJz1HnOd8iiVkp-cTEjkR4q4fSZTlhdH1qau81RZ6mx_jqGlo0ma-Vo4z8n_xRhEZsbZqLnBjRRQTZ05tO2yRIDPERpAUqC-cl8xB1MtpxY55RB4CrXC3H6oZzy5fRzvc4U/  /aralsee+%28133%29a.jpg

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